Wieso hat sich das MPI in die Sektorversorgung integrieren lassen?
Florian Raabe: Ein Grund liegt in der Krankenhausstrukturreform. Der Gesetzgeber will weg von Fachkliniken wie wir es waren, also z.B. mit einem Fokus auf Depression. Kliniken sollen für alle Krankheitsbilder im Sinne eines Vollversorgers agieren, damit PatientInnen ortsnah versorgt werden können. Das ist zwar noch nicht gesetzlich verankert, wird aber aller Voraussicht nach so kommen. Ein weiterer Grund erwächst aus der reformierten ärztlichen Weiterbildung: Wir dürften FachärztInnen nicht mehr voll ausbilden, wenn wir nicht alle Krankheitsbilder abdecken würden.
Was bedeutet es für Ihre Traditionsklinik, nun in die Sektorversorung eingebunden zu sein?
Das ist schon ein Kulturwandel für unser Haus. Akut eigen- oder fremdgefährdende PatientInnen, die gegen ihren Willen behandelt werden, waren bisher relativ selten bei uns. Es ist immer noch überschaubar, aber die Krankheitslast ist etwas schwerer geworden. Allerdings ist unsere Nachbarschaft in diesem Fall auch sehr überschaubar: Im Rahmen der Sektorversorgung erwarten wir im Durchschnitt pro Jahr zehn bis 15 mehr solcher PatientInnen als bisher. Zudem behandeln wir deutlich mehr PatientInnen aus unserer zu versorgenden Nachbarschaft, die „spontan“ in unsere Ambulanz und Klinik kommen. Wir haben uns gut aufgestellt, um sie bestmöglich behandeln zu können. Vor allem natürlich auf unserer beschützten Station 5 haben wir Schulungen durchgeführt, Trainings gemacht, Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Auch unser Personal haben wir dort aufgestockt.
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